Die Zahl der Krankenhäuser in ganz Österreich ist im Laufe der Jahre rückläufig. Statistiken zeigen jedes Jahr, dass Krankenhäuser weniger Betten und dadurch weniger Patienten haben. Doch was auf den ersten Blick wie eine Krise aussieht, ist in Wirklichkeit die schrittweise Anpassung des Krankenhaussektors an die medizinische – und budgetäre – Entwicklung. Bisher handelt es sich jedoch nur um einen kosmetischen Eingriff in das System, der einer grundlegenden Reform bedarf.
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Die krankenhauslastige Gesundheitsinfrastruktur Österreichs erweist sich zunehmend als finanzielles Megaproblem. Die Staaten tragen die Verantwortung, doch der größte Kostenanteil entfällt auf die Sozialversicherung – weshalb ihnen seit Jahren das Geld fehlt, den Privatsektor demografischen Bedürfnissen anzupassen. Die Gemeinden zahlen auch durch Abgaben; Für ihre Kernaufgaben fehlt ihnen nun das Geld. Alle paar Jahre schließt der Bund die Lücken durch neue Transfers; Dies ist keine nachhaltige Finanzierung.
Mehr Ärzte als je zuvor
Allerdings ist die starre Infrastruktur längst ein medizinisches Problem, wie die Patientenkrise im Mühlviertel jüngst offenbarte. Sie kam wegen Brustschmerzen in die Klinik Rohrbach. Dadurch konnte der Aortenriss diagnostiziert, aber nicht behandelt werden. In ganz Österreich werden solche Einsätze nur an neun Standorten durchgeführt. Für eine Versetzung stand zunächst kein Personal zur Verfügung – aufgrund von Personalengpässen andernorts. Der Patient war bereits zu krank, um nach Salzburg geflogen zu werden. Sie ist gestorben.
In Österreichs Krankenhäusern arbeiten mehr Menschen als je zuvor – doch manchmal sind sie nicht dort, wo sie für eine optimale Versorgung gebraucht werden. Die Medizin entwickelt sich rasant. Erstens können immer mehr Krankheiten in der Privatpraxis behandelt werden (und das auch kostengünstiger). Zweitens wird die Krankenhausmedizin immer spezialisierter. Das bedeutet aber auch: Um eine bestmögliche Versorgung nach dem aktuellen Stand von Technik und Wissenschaft zu gewährleisten, sind größere Einheiten erforderlich. An einem so kleinen Ort wie dem von Rohrbach ist eine Herzoperation selten gerechtfertigt.
Symptome eines erkrankten Systems
Gesundheitsökonom Ernst Pichelbauer sagt: „Ärzte brauchen Patienten. Das gilt nicht nur, sondern vor allem auch für die Ausbildung, damit das im Studium aufgebaute theoretische Wissen nicht nur Lehrbuchwissen ist. Große Universitätskliniken hatten schon immer den Vorteil, eine große Anzahl von Patienten zu haben, aber das gilt umso mehr mit der zunehmenden Spezialisierung in der heutigen High-Tech-Medizin. Auch teure Geräte für Diagnostik und Operationen müssen aus Effizienzgründen im Regelbetrieb sein – und erfahrenes Personal.“ sollte geregelt werden
Vor diesem Hintergrund findet die aktuelle Debatte über die Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft statt. Die Kosten für Krankenhäuser seien vor allem nach 2021 deutlich gestiegen, erklärt Pichelbauer. Das Leidensniveau ist in den Bundesstaaten (und damit auch in den Gemeinden) hoch. Aus einigen Bundesländern wurden erste Rufe nach einer zentralen Steuerung durch den Bund laut, doch man zieht nicht an einem Strang. Wien zum Beispiel will das nicht.
Aber die Symptome eines schwerkranken Systems sind klar. Wien streitet mit dem Burgenland und Niederösterreich um eine finanzielle Entschädigung für Gastpatienten und fordert von seinen Nachbarn mehr Geld und eine gemeinsame Kontrolle der Versorgung. Unterdessen baut das ebenfalls von der SPÖ regierte Burgenland seine Krankenhauslandschaft aus, unter anderem um eine neue Herzchirurgie in Oberwart, während in Niederösterreich ein gemeinsamer Beschluss von ÖVP, SPÖ und FPÖ einen radikalen Umbau und Zerfall vorsieht.
Auf dem Weg nach Skandinavien
In der Steiermark (siehe rechts) ist eine geplante Krankenhausreform zu einem handfesten politischen Thema geworden und auch in Vorarlberg stoßen die Reformpläne der Landesregierung nun auf Widerstand, da die Entbindungsstation in Dornburn geschlossen werden soll. Landeshauptmann Markus Wallner beharrt auf den Plänen: „Es hat keinen Sinn, die Doppelzüngigkeit fortzusetzen. Jetzt ist es an der Zeit, mutige Entscheidungen zu treffen.“
Dänemark und Schweden zeigen, dass es auch anders geht. Gemessen an der Einwohnerzahl entfallen auf diese Länder ein Drittel der österreichischen Krankenhausbetten. Hierzu sei ein massiver Ausbau der Generika hierzulande nötig, sagt Pichlbauer, aber auch neue Behandlungsformen wie die stationäre Kurzzeitpflege. Pläne dazu gibt es schon länger; Pichelbauer hat selbst daran gearbeitet – vor 20 Jahren.
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