Schiedsrichter Gerasimos Germanakos (m) behandelte Neapel-Superstar Diego Maradona (l) im UEFA-Pokal-Finale 1989 deutlich besser als der VfB Stuttgart um Kapitän Guido Buchwald. Foto: image/WEREK
Gerüchten zufolge war die Mafia daran beteiligt: Deutscher Klub um den Europapokal der Landesmeister betrogen?
Ein legendäres Spiel, bei dem etwas schief ging und über das auch drei Jahrzehnte später immer noch gesprochen wird. Die Rede ist vom Hinspiel des UEFA-Pokal-Finales 1989 zwischen dem VfB Stuttgart und dem SSC Neapel. Vor 36 Jahren gewannen die Italiener dort mit 2:1 und sicherten sich später den Turniertitel. Doch aus Sicht des VfB war nicht nur ein angeblich bestochener Schiedsrichter, sondern vielleicht sogar die Mafia im Spiel.
Die ARD-Doku „Aufstieg und Fall des VfB Stuttgart“ greift in der ersten Folge den Skandal um den damaligen Schiedsrichter Gerasimos Germanakos auf. Dort sagte Margit Meyer-Forfelder, Witwe des Sportfunktionärs und ehemaligen VfB-Präsidenten Gerhard Meyer-Forfelder: „Der Schiedsrichter wurde bestochen. Sie sagten, er habe ein Haus bekommen.“
Vorwurf der Bestechung: Handstrafe und Sperre für das zweite Spiel
Konkret konzentrieren sich die Stuttgarter Vorwürfe auf zwei Entscheidungen, die maßgeblichen Einfluss auf den Ausgang des Endspiels hatten: Erstens verhängte der griechische Schiedsrichter eine Handspielstrafe gegen die Schwaben, obwohl Weltstar Diego Maradona den Ball offenbar zuvor mit der Hand geschlagen hatte. Und andererseits zeigte er Guido Buchwald die Gelbe Karte. Buchwald wurde daraufhin für das Rückspiel gesperrt. Das Merkwürdige war, dass Buchwald seinen Gegner nicht sichtbar berührte.
Allgower vermutet Mafia-Beteiligung
Der ehemalige Stuttgart-Profi kommentierte die Strafe: „Diese Ungerechtigkeit, mir eine Gelbe Karte zu geben, ich stand wirklich zwei, drei Meter von Kareka entfernt und er ist gestürzt. Es war ganz klar, dass er wusste: ‚Buchwald steht auf der Liste und er muss eine Gelbe Karte bekommen, damit er im Rückspiel nicht spielen kann.‘ Ein solcher Bestechungsvorwurf ist in der UEFA-Pokal-Debatte nichts Neues. Doch Carl Allgover äußerte in der Dokumentation einen weiteren Verdacht: „Es gibt ein oder zwei Organisationen in Neapel.“ Sie müssen dafür gesorgt haben, dass er tatsächlich gepfiffen hat.
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In Gerhard Meyer-Forfelders 2012 erschienener Autobiografie „Ein stürmisches Leben“ schrieb er: „Erst später kam der Verdacht auf, dass Neapel ausgewechselt und das Spiel einem griechischen Schiedsrichter übertragen worden war. Dies war sein letztes Spiel, danach zog er sich in sein Haus zurück, das unmittelbar nach dem Neapel-Spiel aus dem Boden wuchs.“
Die UEFA-Strafe gegen Germanakos hat keine Wirkung
Auch seltsam: Die UEFA verbot Germanakos nachträglich. Allerdings erklärte der Schiedsrichter seine Karriere nach dem Spiel trotzdem für beendet, sodass die Strafe keine wirklichen Auswirkungen auf ihn hatte. Der Grieche ist inzwischen gestorben.
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Am Ende verlor der VfB Stuttgart das UEFA-Pokal-Finale, da das Rückspiel unentschieden endete (3:3). Ob der SSC Neapel den Titel wirklich verdient hat, wird vielleicht für immer ungeklärt bleiben.
