Die katholischen Bischöfe Österreichs warnen vor Kürzungen der Sozialleistungen aufgrund des Sparzwangs. „Ein wichtiges Ziel der Politik sollte es sein, die Armut zu reduzieren und nicht den Druck auf Bedürftige zu erhöhen“, sagte der Salzburger Erzbischof Franz Lechner, Präsident der Bischofskonferenz, die diese Woche zu einer dreitägigen Generalversammlung zusammenkam. In einer Zeit der Haushaltskonsolidierung sieht er einen „Spagat“ zwischen „besonderer Aufmerksamkeit für die Armen“ und „einem realistischen Blick auf das, was wir uns leisten können“. Lechner betonte, dass die Hilfe für hilfsbedürftige Menschen nicht auf der Grundlage von Herkunft und Religion erfolgen dürfe.
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Der Bischof ist besorgt über die Kritik von Papst Leo IV. an der Entwicklung, wonach „gelehrte Nächstenliebe verachtet oder lächerlich gemacht“ werde. Dies solle „allen Menschen, die sich für eine sozial gerechte Gesellschaft einsetzen, Anlass zum Nachdenken geben“. Solche Tendenzen seien auch in Österreich auf dem Vormarsch, sagte Lechner bei einer Presseveranstaltung am Freitag, auch wenn „der Grundwasserspiegel der Solidarität und Nächstenliebe in Österreich weiterhin sehr hoch“ sei. Lechner verwies auf ein Treffen mit Caritas-Verantwortlichen im Rahmen der Generalversammlung und dankte den „tausenden Menschen, die sich selbstlos für andere einsetzen“. Doch Solidarität dürfe nicht an der Staatsgrenze enden, betonte Lechner, „Hilfe sollte sich nicht an Herkunft und Religion orientieren“.
Bischofskonferenz bekräftigt Kritik am Kopftuchverbot
In diesem Zusammenhang warnen die Bischöfe auch vor der zunehmenden Zahl antisemitischer Vorfälle in Österreich. Sie zeigten, dass „dieser Trend bis heute nicht überwunden ist“. Insbesondere seit den Angriffen der Hamas auf Israel und dem Krieg in Gaza tobe auch in den sozialen Medien „ein hasserfüllter Krieg aus Bildern und Worten, der ungebremsten Antisemitismus schürt“. In Österreich müsse „ein freies und friedliches Leben für Menschen aller Religionen und Glaubensrichtungen gewährleistet werden“, sagte Lechner.
So hatte die Bischofskonferenz bereits bei der Evaluierung das von der schwarz-rot-rosa Bundesregierung geplante Kopftuchverbot für muslimische Mädchen bis 14 Jahre kritisiert. Peter Shipka, Generalsekretär der Bischofskonferenz, sagte, es sei unbestreitbar, dass es Probleme im Bereich der Integration gebe, es dürfe aber „weder einen staatlichen Auftrag noch ein Verbot religiöser Kleidung geben“. „Es ist nicht wünschenswert, wenn Mädchen Kopftücher tragen müssen, aber es ist unerwünscht, wenn es verboten wird.“
Als möglichen Nachfolger sieht Lechner Grünwidal
Lechner freute sich über die Ernennung Joseph Grünwiedls zum neuen Erzbischof von Wien. „Wir sind alle sehr beeindruckt von seinem natürlichen, durchdachten und tiefgründigen pastoralen Ansatz.“ Künftig dürfte Grünwidel der Bischofskonferenz vorstehen, vermutet Lechner, dessen sechsjährige Amtszeit im kommenden Juni ausläuft. Als Nachfolger könne er sich Grünwiedl „sehr gut vorstellen“, einen Termin wollte die Bischofskonferenz aber ausnahmsweise nicht nennen.
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