Ein massiver Wettskandal im türkischen Profifußball nimmt weiter zu. Mehr als 1.000 Spieler geraten nun ins Visier der Justiz, nachdem ein Istanbuler Gericht am Montag Haftbefehle gegen acht Verdächtige erlassen hatte.
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Im türkischen Profifußball wird viel Geld ausgegeben. Spitzenklubs der Super League wie Galatasaray, Fenerbahçe, Beşiktaş und Trabzonspor zahlen ihren Spitzenspielern oft Gehälter in Millionenhöhe. Auch Vereinsfunktionäre großer Vereine werden gut bezahlt. Aber für manche Menschen ist das nicht genug. Der türkische Fußballverband TFF hat mittlerweile 1.024 Profispieler gesperrt. Ihnen wird Wetten vorgeworfen – etwas, das Spielern nach den TFF-Regeln verboten ist.
Razzien in 13 Provinzen der Türkei
Die Sperre ist die jüngste Wendung in einem Wettskandal im türkischen Profifußball, der die Justiz seit April beschäftigt. Es ermittelt gegen Schiedsrichter, Vereinsfunktionäre und Spieler. Die Verdächtigen sollen das Spiel manipulieren, um sich zu bereichern. Am Montag erließ das Gericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft Haftbefehle gegen die acht Verdächtigen. Unter ihnen sind der Präsident des Erstligisten Eyüpspor, Murat Özkaya, sowie mehrere Schiedsrichter. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm „Beeinflussung der Ergebnisse von Sportwettkämpfen“ vor. Nach dem Gesetz Nr. 6222 ist hierfür eine Gefängnisstrafe von fünf bis zwölf Jahren vorgesehen. Frühere Razzien wurden in 13 Provinzen der Türkei durchgeführt. Nach Angaben der Istanbuler Staatsanwaltschaft hat die Polizei 18 Verdächtige festgenommen, darunter 17 Schiedsrichter. Es wird nach drei weiteren Personen gesucht. Das Gericht ließ die zehn Festgenommenen unter strengen Auflagen vorläufig frei.
152 Schiedsrichter wetten auf den Ausgang des Spiels
Ende Oktober erreichte der Wettskandal eine neue Dimension, als der Fußballverband TFF die Ergebnisse einer internen Untersuchung vorlegte. Laut Verbandschef Ibrahim Hacciosmanoglu verfügen 371 der 572 im Profifußball aktiven Schiedsrichter über Konten bei Wettunternehmen. 152 wetten „aktiv“ auf Spiele der Profiliga. Ein Schiedsrichter soll in den letzten 15 Jahren mehr als 18.000 Wetten platziert haben. Anfang November suspendierte die TFF 149 Schiedsrichter und Assistenten in einem eigenen Disziplinarverfahren. Ungeachtet dessen gehen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft weiter. Sie richten sich auch gegen die 1.024 Spieler, die der Fußballverband inzwischen gesperrt hat. 57 von ihnen spielten bisher in der ersten Liga. Unter ihnen sind mindestens drei Topstars der Topklubs Besiktas und Galatasaray.
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Der türkische Profifußball hat in der Vergangenheit häufig mit Skandalen für negative Schlagzeilen gesorgt. So sollen Spieler in der Saison 2010/2011 den Ausgang von Spielen manipuliert haben, um Einfluss auf die Meisterschaft zu nehmen. Im Zusammenhang mit der Affäre wurde Fenerbahce 2013 für zwei Jahre von allen UEFA-Wettbewerben ausgeschlossen. In den 2010er und 2020er Jahren gerieten auch mehrere türkische Erstligisten wegen angeblicher finanzieller Unregelmäßigkeiten in die Beobachtung des europäischen Verbandes UEFA.