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Digitaler Eltern-Kind-Pass: Hebammenberatung entfällt im neuen EKP

    Digitaler Eltern-Kind-Pass: Hebammenberatung entfällt im neuen EKP

    Den Eltern-Kind-Pass (EKP/früher Mutter-Kind-Pass) gibt es in Österreich seit über 50 Jahren. Dies hat dazu beigetragen, die Kindersterblichkeit erheblich zu senken. Seit der Einführung hat sich nicht nur der Name geändert, auch der Lehrplan der Prüfung wurde mehrfach geändert. Eine weitere Aktualisierung ist bereits seit einigen Jahren in Arbeit und wird mit der elektronischen EKP ab dem 1. Oktober 2026 eingeführt. Eine obligatorische Hebammenberatung wird nicht berücksichtigt – und das Thema ist seit Mittwoch umstritten.

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    Das zeigen die 56.000 Unterschriften einer Petition, die die gleiche Pflichtanhörung fordert und am Mittwoch (14. November, 10 Uhr) gestartet wurde. „Ja, es gibt viel Unterstützung für unsere Forderung“, sagt Gerlinde Fichtelbauer, Präsidentin des Österreichischen Hebammenrates (ÖHG), der Kammer, die alle Hebammen in Österreich vertritt. Seit zehn Jahren arbeiten wir in verschiedenen Projektgruppen daran, die Betreuung von Müttern und Kindern zu verbessern. Geplant sei, drei Hebammengespräche in der EKP zu verankern, von denen das erste verpflichtend sei, „um gesundheitliche Probleme möglichst frühzeitig zu erkennen und Familien an die richtigen Stellen, etwa zur ‚Frühhilfe‘, schicken zu können“, sagte Fichtelbauer gegenüber der Kleinen Zeitung. Im Rahmen des EKP werden nun zwei optionale Hebammengespräche organisiert. „Eine weitere Alternativberatung ist für Familien in Not kein Kunststück“, sagt Fichtelbauer. Wir wissen bereits, dass sozial benachteiligte Familien mit freiwilligen Mitteln nicht erreicht werden können: „Engagement macht einen großen Unterschied. Dadurch kommen die Ersparnisse den Schwächsten zugute.“

    Einsparpotenzial unbekannt

    Laut Feichtlbauer teilte das Familienministerium der ÖHG mit, dass diese Verpflichtung aus haushaltstechnischen Gründen nicht durchsetzbar sei. Das EKP-Programm wird aus dem Familienlastenausgleichsfonds finanziert. Fragen dazu, wie viel die Maßnahme kosten würde und wie viel die Klein Zeitung sparen würde, konnte ein Sprecher von Familienministerin Claudia Plakolm nicht beantworten. Das von Corinna Schumann geleitete Gesundheitsministerium bedauerte, dass die Verantwortung aus „finanziellen Gründen“ nicht übernommen werden könne. Allerdings verfügt das neue elektronische ECP über eine Referenzerinnerungsfunktion, die auf Beratungs- oder Untersuchungstermine aufmerksam machen kann. „Damit stellen wir sicher, dass Eltern keinen wichtigen Termin verpassen und die Hebammenunterstützung optimal nutzen können“, sagt ein Sprecher des Gesundheitsministers.

    Reinhold Kerbl, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, hält „den Rat der Hebamme für sehr nützlich“, wie er der Klein Zeitung sagte. Allerdings steht er Pflichten grundsätzlich skeptisch gegenüber. Er war im Laufe der Jahre auch an der Planung rund um EKP beteiligt. „Das Geld ist begrenzt“, weiß er auch. Denn den Ansprüchen, die Kinderärzte seit Jahren stellen, wird auch dieses Update nicht gerecht. Vor allem für jene weiteren Studien, die darauf abzielen, die Lücke zwischen fünf und 18 Jahren zu schließen – darüber haben wir hier berichtet. Der Eltern-Kind-Pass sieht derzeit keine weiteren Prüfungen nach der Einschulung vor. Erst ab dem 18. Lebensjahr haben Österreicher Anspruch auf eine jährliche, kostenlose Vorsorgeuntersuchung.

    Hebammenpräsidentin Gerlinde Fichtelbauer hofft weiterhin auf Verhandlungsspielraum und ein Treffen mit der Familienministerin. „Jede unerkannte Depression, jede ignorierte Gewalterfahrung, jede verpasste Chance auf frühzeitige Unterstützung kostet auf Dauer mehr – menschlich und finanziell.“

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