Auch Miro Muheim und Fabio Vieira (r.) konnten mit der Leistung des HSV in Augsburg nicht zufrieden sein. Foto: Image images/Oist
„Es ist nicht immer richtig“: Erneuter Rückschritt beim HSV?
Nur dreimal in dieser Saison startete der HSV in zwei aufeinanderfolgenden Bundesligaspielen mit der gleichen Startelf: im ersten und zweiten Spiel, im vierten und fünften sowie im siebten und achten. Dass Merlin Polzin oft wechselt, liegt an den vielen späten Transfers (Luka Vushkovic, Albert Sambi Lokonga, Fabio Viera), Verletzungen (Zatoplen Omari, Daniel Elfadli, Yussuf Poulsen) und Sperren (Viera und Georgi Gocholeishvili). Der Grund für die Rotation ist auch taktischer Natur: Vieira startet als Halbrechtsaußen bei Augsburg. Der Trainer entschied sich zum zweiten Mal für diese Maßnahme, doch erneut funktionierte sie nicht. Ist das der Grund, warum Polzin in seiner Startaufstellung erneut eine untergeordnete Rolle einnimmt?
Nach der zweiten Sperre von Vieira in dieser Saison wollte Polcin den Portugiesen unbedingt wieder auf den Platz bringen, wollte aber nicht das Mittelfeldduo Nicolai Remberg und Sambi Lokonga auflösen, das in letzter Zeit gut gearbeitet hatte. Also platzierte der Trainer Vieira dort, wo er bereits bei seinem Debüt für den HSV in München (0:5) zum Einsatz kam: in der halbrechten Offensivreihe, zumindest nominell. Aber Vieira durfte auf dem gesamten Platz kreativ sein.
„Sehr variabel“: Polzin erklärt HSV-Messung mit Vieira
„Die rechte Position ist bei uns sehr fließend und es gibt viele Freiheiten“, erklärt Polzin und verweist auch auf Emir Sahiti und Ryan Phillippe, die diese Rolle in dieser Saison ebenfalls übernommen haben – und das explizit Gewollte ganz unterschiedlich interpretierten. Während Sahiti in den ersten beiden Spielen oft von halbrechts ins Zentrum dribbelte, bevor Polzin den Kosovaren nicht mehr berücksichtigte, nutzte Filip vor allem sein Tempo und rotierte immer wieder mit Mittelstürmer Ransford Koenigsdorfer. Vieira musste auf dieser Position in Augsburg seine Stärken als Freigeist ausspielen – was jedoch nur bedingt gelang.
Nach Angaben von „Opta“ hatte der 25-jährige Fußballer 31 Ballkontakte, nur ein erfolgreiches Dribbling von drei Versuchen und einen Torschuss. Die Maßnahme scheiterte, wie bereits im September in München, obwohl dies angesichts der Übermacht des Feindes nicht verwunderlich war. Die 0:1-Niederlage in Augsburg ließ die HSV-Trainer noch einmal darüber nachdenken, ob der Wechsel mit Vieira richtig war. „Natürlich kann man einen Spieler wie Fabio auch anderswo einsetzen – zum Beispiel im Zentrum, um vielleicht etwas mehr Kontrolle zu haben und das Spiel zu gestalten“, gibt Polzin zu. „Aber wir waren davon überzeugt, dass er von einer höheren Position aus mehr Gefahr erzeugen kann. Letztlich müssen auch wir als Trainer daraus lernen.“ Und den Backspin noch einmal machen?
HSV-Trainer selbstkritisch – Startet Philip wieder?
Es wäre keine Überraschung, wenn Rayan Philippe am Sonntag (15.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) gegen den VfB Stuttgart erneut in der Startelf stehen würde. Der Franzose saß zum ersten Mal seit dem Bayern-Spiel in Augsburg auf der Bank, wurde nach 72 Minuten für den enttäuschenden Vieira eingewechselt und sorgte in der Schlussphase für keine Gefahr mehr. Mit drei Toren ist er weiterhin der beste Torschütze des HSV in dieser Saison.
Natürlich weiß Polzin das. Der 35-jährige Fußballer gibt sich selbstkritisch und erhebt nicht den Anspruch, mit seinen Startaufstellungen immer auf dem Punkt zu sein. „Wenn wir mit dem Team arbeiten, sagen wir nicht: Es ist immer alles richtig“, erklärt er. „Aber es geht um den Glauben. Wir nehmen Dinge mit, aber es gibt auch Dinge, die ich immer von den Jungs erwarte. Sie waren in der ersten halben Stunde in Augsburg nicht da.“ Der HSV wirkte insgesamt zu passiv und Vieira versteckte sich. Polzin fordert von allen seinen Profis mehr Vorbereitung.
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Er erwarte, „dass man intensiv ist, Dinge durchgeht, versucht, etwas zu bewirken – auch wenn man das erste Duell nicht gewinnt.“ Am vergangenen Samstag haben zu viele Spieler die oft zitierten Grundlagen nicht geübt, weshalb die Niederlage verdient war und im Volkspark ausführlich hätte besprochen werden müssen. „Die Jungs waren sehr kritisch, wir Trainer auch“, betont Polzin. „Es war eine intensive Analyse.“ Ob dies zur Folge hatte, dass Vieira gegen Stuttgart nicht erneut als Rechtsaußen auflaufen musste, verriet der Trainer nicht. Aber es ist durchaus möglich. Die nächste Frage wird dann sein: Wird Polzin jemanden wie Sambi Lokonga für den kürzlich außer Form geratenen Vieira opfern?
