Eine Studie des Ministeriums für Frauen und Wissenschaft zeigt eine Lücke an Universitäten und Forschungsinstituten im Umgang mit geschlechtsspezifischer Gewalt. Es fehle beispielsweise an einem gemeinsamen Verständnis darüber, was geschlechtsspezifische Gewalt bedeute, sagte Studienautorin Johanna Blimlinger vom Ludwig Boltzmann Institut für Grund- und Menschenrechte am Montag auf einer Pressekonferenz. Die zuständige Ministerin Eva-Maria Holzleiter (SPÖ) will mit der Umsetzung der Empfehlungen aus der Studie beginnen.
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Universitäten und Forschungsinstitute verfügten bereits über Programme und Strukturen, die genutzt werden könnten, sagte Blimlinger. Aber: „Die bloße Existenz von Policen und Angeboten reicht nicht aus.“ Einheitliche Standards fehlen, Verantwortlichkeiten sind unklar und Ressourcen sind unzureichend. Darüber hinaus gibt es derzeit sehr unterschiedliche rechtliche Anforderungen – der Schutz für Studierende hängt stark davon ab, in welchem Hochschulbereich sie studieren. Katrin Vladash, Autorin der Studie, sagte, dass das Engagement der Führungsebenen sehr gering sei.
Belästigung und strukturelle Benachteiligung
Vladash erklärte, dass geschlechtsspezifische Gewalt an Universitäten in Form von Belästigung und struktureller Benachteiligung vorkomme. Wer nicht in das klassische Bild des erfolgreichen Wissenschaftlers passt, wird es an der Universität schwer haben. Ein Kulturwandel ist erforderlich, da viele Universitäten immer noch stark von patriarchalen Mustern geprägt sind. Es gibt auch ein großes Problem mit Gewalt, insbesondere von Studierenden gegen andere Studierende, in Chatforen. Derzeit werden kaum Maßnahmen ergriffen, um dies zu verhindern.
Die Autoren untersuchten bestehende Maßnahmen und Unterstützungsangebote, nicht jedoch einzelne Vorfälle oder deren Häufigkeit. Allerdings habe in einer Umfrage der Österreichischen Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft (ÖH) im Jahr 2022 mehr als jede zehnte Studentin angegeben, bereits an der Universität sexuelle Belästigung erlebt zu haben, stellte Holzlater fest. Geschlechtsspezifische Gewalt sei ein „reales, alltägliches Risiko in der Wissenschaft“ sowohl für Studierende als auch für Mitarbeiter. Nur ein Bruchteil der Betroffenen meldet tatsächlich Vorfälle.
Aktionsplan veröffentlicht
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Holzletter will es „jetzt umsetzen“. Einige der aus der Studie abgeleiteten Maßnahmen sind unter anderem bereits im kürzlich veröffentlichten Nationalen Aktionsplan (NAP) gegen Gewalt gegen Frauen festgehalten. Daher sollten die Mindeststandards ab 2026 umgesetzt werden. Richtlinien und Vorschriften seien an manchen Forschungsinstituten und Universitäten gut entwickelt, an anderen hingegen kaum vorhanden, erläuterte Blimlinger die Notwendigkeit. Zum NAP gehören außerdem die Schaffung eines einheitlichen Rechtsschutzniveaus für alle Studierenden, die Klärung von Sanktionsmöglichkeiten für studentische Straftäter sowie die Entwicklung von Handreichungen, an die man sich bei Gewalt und Diskriminierung wenden kann.