Ein in letzter Zeit in Mode gekommener Begriff heißt „Resilienz“. Im Klartext geht es um die Fähigkeit, schwierige Situationen ohne Beeinträchtigung zu überstehen. Julia Sheb hat ihre Widerstandskraft vielfach unter Beweis gestellt und schwerste Verletzungen erlitten. Sie hat in Mont Tremblant bewiesen, dass sie kurzfristige Rückschläge gut verkraften kann. Dort führte sie nach 24 Stunden Misserfolg zu ihrem zweiten Weltcupsieg, gewann in Kanada erneut einen Riesenslalom und feierte bei eisigen Temperaturen herzlich. „Es war ein perfekter Tag für mich“, sagte Scheib kurz und erhielt auch Lob von Alpine-Direktor Christian Mitter: „Julia hat an ihre Stärke geglaubt und ist mit ihrem Schwung gegangen. Psychisch war sie unglaublich stark. Es tut mir gut, dass sie nicht versucht, etwas zu finden, was nicht da ist, sondern auf den Zug vertraut, in dem sie ist.“
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Das Training zahlt sich aus, wie die Männer aus Übersee bewiesen, die am Montag mit zwei Siegen und insgesamt fünf Podestplätzen in Copper Mountain und Beaver Creek zurückkamen. Schade war auch, dass Stephan Brensteiner als Vierter im Riesenslalom nur knapp das Podest verpasste – zumal er im ersten Lauf einen Stock verlor und einem Ausfall nur knapp entging und auch im zweiten Lauf nicht rund lief. „Er ist auf jeden Fall konstanter geworden und wurde in Sölden Vierter. Das hilft mental, dann kam sofort der Sieg. Und dass er mit zwei Fehlläufen Vierter wurde, zeigt, wie gut er ist. Das sollte einem Selbstvertrauen geben“, sagte Männer-Cheftrainer Marco Pfeffer nach seiner Rückkehr nach Österreich.
Kein Wunder, dass er bei Überseerennen eine gute Bilanz vorweisen kann: „Er war erfolgreich. Aber auch letzte Saison hat nicht viel gefehlt, da sieht man, wie eng alles zusammenliegt“, sagte der Kärntner. Umso wichtiger waren der gute Start in Sölden, der Sieg von Brensteiner und der Sieg von Vincent Krichmeier: „Gute Ergebnisse begeistern alle, die Stimmung steigt. Und mit guter Laune folgen weitere Erfolge“, sagt Pfeifer, der grundsätzlich zustimmt: „In der gesamten Gruppe ist ein Schritt gemacht. Egal, ob die Entwicklung in irgendeiner Gruppe mit neuen Grundsätzen weitergeht. Oder in der Abfahrtsgruppe, wo Andreas Evers Harmonie und neue Ansätze mitbringt.“
Trotz allem ist eines klar: „Marko Odermatt spielt in einer Klasse für sich, er hat es bewiesen“, sagt Pfeiffer, spürt aber auch, dass es morgen um den Kampf um die Weltcup-Dominanz gehen wird. Nicht zuletzt, weil die dominanten Schweizer im Nationenpreis derzeit überraschend hinter Österreich liegen. „Wir müssen nicht lange um den heißen Brei herumreden, wir haben in den letzten Jahren viel erreicht. Und im Moment ist es nur eine Momentaufnahme.“ Aber eines, das Bestand haben kann. Zumal auch Manuel Feller am kommenden Wochenende wieder in das Rennen in Val d’Isere eingreifen wird. „Die Entscheidung, das Rennen in den USA auszulassen, war richtig. Er hat auf der Reiteralm gut trainiert und ist bereit – auch im Riesenslalom“, sagt Pfeiffer.
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