Der SC Victoria steht im Viertelfinale des Lotto Cups. Foto: IMAGO/Niklas Heiden
Angestoßenes Stadtderby: Victoria wirft Altona aus dem Pokal – fiese Fanszenen
Am Freitagabend war es wieder soweit: Das älteste noch stattfindende Stadtderby Deutschlands ging in seine 143. Auflage. Im Hoheluftstadion gewann der SC Victoria Hamburg vor 1.512 zahlenden Fans das Hamburg Classic gegen Altona 93 mit 1:0 (1:0) und zog damit ins Viertelfinale des Lotto-Cups ein.
Auf dem Papier: Ein Klassenunterschied zwischen dem Regionalligisten Altona und dem Oberligisten Victoria, die ebenfalls in ihren letzten neun Duellen sieglos blieben. Die Form sprach allerdings nicht für den Viertligisten. Letzter Punkt im Oktober, 17. in der Tabelle, mitten im Abstiegskampf. Zudem fehlte Topscorer Gianluca Przondziono im AFC-Kader. Zumindest gab es eine gute Nachricht: Kapitän Michael Ambrosius, der sich im letzten Spiel gegen den Bremer SV (0:1) einen Nasenbeinbruch zugezogen hatte, war wieder fit und spielte mit Maske.
Der SCV hingegen mit einem 2:0-Sieg gegen den TSV Buchholz 08, dem vierten Tabellenplatz und einer Erweiterung des gesamten Trainerstabs um Cheftrainer Sascha Bernhardt. Hinzu kommt der Heimvorteil. Bei der Neuauflage des letztjährigen Viertelfinals war alles für einen spannenden Kampf um den Pokal angesetzt.
Victoria schockt Altona früh
Passend zum Advent entzündeten einige Vicky-Fans zu Beginn des Spiels ein paar Lagerfeuer. Und die Pyro-Motivation scheint nicht nur Victorias Fans anzuheizen. Die Victorians wirkten von Beginn an wacher, kamen besser in die Zweikämpfe und erspielten sich mehr Chancen.
Es muss keine gemütliche Vorweihnachtsfeier sein. Der erste Aufreger ließ nur 62 Sekunden auf sich warten: Ein langer Ball von Victoria flog über die Altonaer Abwehrlinie, Altona-Guard Dennis Lohmann zögerte zunächst, parierte dann aber in letzter Minute noch vor Vickys Luca Palzer.
In der achten Spielminute ging das Hocheluft-Team in Führung. Die Flanke von Luca Reimers wurde von einem Altonaer weiterverfolgt und gelangte zu Sjonke Meyer, der völlig frei zum Abschluss kam und den Ball beim ersten Kontakt ins linke untere Eck schickte.
Geröstetes Stadtderby
Bis auf ein paar verzweifelte Versuche aus der zweiten Reihe kam beim Altonaer Traditionsklub wenig heraus. Gefährlich wurden die Gäste nur durch Standardsituationen. Taifun Jan brach dreimal aus aussichtsreichen Positionen durch, jedoch ohne Erfolg.
Die nächste große Chance für die Gastgeber ergab sich in der 32. Minute. Nach einem starken Pass stürmt Palzer auf das gegnerische Tor zu und passt zu Paul Fröhlich, der von Lohmann geklärt wird – Glanzparade!
Das Derby-Feeling war auch auf dem Platz spürbar. In der ersten Halbzeit verteilte Schiedsrichter Gerhard Ludolf fünf gelbe Karten. Als Reaktion auf ein Foul in der 25. Minute gegen Altonas Michael Ambrosius und Deniz Yilmaz sowie Victorias Pepe Bensch kassierte er drei Gelbe Karten. Nach Fouls von Altonas Moritz Grosche (29.) und Victorias Brian Jungjohann (35.) gab es zwei weitere Verwarnungen.
Ideenlose Altonaer bekommen den Ball nicht über die Linie
In der zweiten Halbzeit geriet das Spiel etwas ins Stocken. Die vielen Fouls im Mittelfeld behinderten das Spiel. Die Mannschaft von AFC-Trainer Andreas Bergmann hatte viel Ballbesitz, nutzte ihn aber wenig aus und wirkte im Angriff einfallslos.
Eine Ecke in der 60. Minute war symbolisch für Altonas Spiel. Kahn brachte den Ball ins Rückfeld, wo jeder den Ball weiterspielte. So erhielt Ambrosius den Ball, doch vom Publikum ging dieser am Tor vorbei.
In der 86. Minute eine weitere Großchance für die Gäste. Die scharfe Flanke von Leslie Karshaw wurde von Luca Daman vor dem ankommenden Kinon Erfurt schnell geklärt. In der Nachspielzeit folgte ein weiterer Distanzversuch des Altna-Verteidigers Yilmaz, der das Ziel knapp verfehlte.
Aber auch die acht Minuten Nachspielzeit haben nichts geholfen – es ist vorbei! Der SC Victoria schlägt Regionalligist Altona und steht im Viertelfinale des Lotto-Cups.
Unschöne Szenen in der Auswärtsbox – AFC-Trainer Bergmann: „Harte Zeit“
Nach dem Schlusspfiff kam es im Gästeblock zu unangenehmen Szenen, mehrere Fans äußerten ihren Unmut über die Mannschaft und es kam zu Beleidigungen. Der Trainer von Altona Bergman versteht den Unmut der Fans, aber man muss ihn auch „filtern“. „Nicht alle. Die meisten von ihnen leiden jetzt mit uns und werden uns weiterhin unterstützen. Davon bin ich fest überzeugt“, sagte der 66-Jährige.
Nach dem Spiel sprach Bergman von einer „schwierigen Zeit“ und dass Altona nicht „voller Zuversicht“ sei. Da die Winterpause naht, sagt Bergman: „Jetzt ist es gut, dass wir neue Energie tanken und dann wieder angreifen können.“
„Toll“: Die perfekte Woche für SCV-Trainer Bernhard
„Ein tolles Spiel von uns“, sagte Vicky-Trainer Sacha Bernhardt nach dem Spiel. Der Spielplan war klar: „Alles mit aller Kraft verteidigen und auch im Angriff das ein oder andere Highlight setzen.“ Das frühe Tor habe geholfen, berichtete der Trainer erleichtert.
Für Bernhardt geht eine verrückte Woche zu Ende. Anfang der Woche wurde seine Vertragsverlängerung bekannt gegeben, am Donnerstag feierte er seinen 33. Geburtstag und als Krönung krönte er den Derbysieg verbunden mit dem Einzug ins Viertelfinale des Lotto-Cups.
„Gänsehaut“: Emotion pur im Hamburger Klassiker
Es war wohl eine ganz besondere Situation für den SCV-Trainer während des Spiels: „Es gab einen Moment, da hat es mich irgendwie wieder getroffen, es hat mir wirklich eine Gänsehaut beschert. Da hast du gemerkt, hey, jetzt machen wir das. Es fühlt sich so gut an, das passiert nicht so oft und die Jungs haben es mir heute gegeben“, sagte Bernhardt emotional.
Auch Torschütze Sönke Meyer freute sich nach dem Spiel sehr, stellte sich aber nicht in den Vordergrund. „Natürlich ist es für mich persönlich schön, das Tor zu schießen, aber für mich wäre es egal gewesen, jeder andere hätte es auch schaffen können. Ich freue mich einfach unheimlich für die Mannschaft“, sagte der 35-Jährige.
Doch die Woche ist noch nicht vorbei, wie Bernhardt nach dem Spiel verriet: „Eines muss also noch entschieden werden, nämlich unsere Weihnachtsfeier morgen, die natürlich noch lustiger wird.“
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Beide Mannschaften gehen nun in die Winterpause, bevor es im Februar wieder zu Pflichtspielen kommt (Viktoria am 1. Februar beim FC Türkiye, Altona am 22. Februar gegen den VfB Oldenburg).
