Ansgar Brinkman kann mit einem Lächeln auf seine berufliche Laufbahn zurückblicken. Foto: imago/pmk
„Bedauern war nicht meine Stärke“: Das verrückte Leben von Ansgar Brinkmann
„Weißer Brasilianer“. Oder: „Der letzte deutsche Straßenfußballer.“ Oder: „Berufliches Chaos.“ Es gibt viele Beschreibungen des ehemaligen Profifußballers Ansgar Brinkman. Durch Skandale, Fehltritte und seinen unerbittlichen Kampfgeist ist er zu einer Kultfigur im deutschen Fußball geworden. Brinkman beendete seine Profikarriere vor 18 Jahren. Doch wie denkt er über seine turbulente Karriere und wie steht er heute zum Fußballgeschäft in Deutschland?
Ansgar Brinkman hat in seinen 20 Jahren als aktiver Profifußballer viel erlebt. Bis heute ist er der einzige Spieler, der für neun Zweitligavereine gespielt hat. In einem Interview mit Kicker erklärte Brinkman: „Ich bin ein Freigeist. Das war ich schon immer und ich werde es auch immer bleiben.“
Der ehemalige Profi Ansgam Brinkmann legt großen Wert auf Loyalität
Noch heute ist er stolz auf den Verlauf seiner Karriere und kann „mit einem Lächeln“ auf die alten Zeiten zurückblicken. „Ich hatte ein Privileg“, sagt Brinkman, weil er bis zu seinem 37. Lebensjahr auf hohem Niveau spielen konnte. „Ich konnte 20 Jahre lang Profifußball atmen und er blieb tief in meiner Seele.“ Doch Brinkmann gibt zu, dass er aufgrund seines freiheitsliebenden Wesens den schwierigsten Weg gegangen sei. „Es war brutal!“ Er sagt und fügt hinzu: „Ich fühle mich sehr geehrt, dass sie mich Teil dieses verrückten Zirkus sein lassen.“
Auch wenn dem ehemaligen Profi in seiner langen Karriere große Erfolge verwehrt blieben, ist er bis heute dankbar für die Liebe, die ihm die Fans entgegenbringen. „Das ist mehr, als ich verdiene“, erklärt er gerührt.
Wie wichtig ihm Loyalität ist, wird deutlich, wenn er im Kicker die Geschichte erzählt, wie er nach der Entlassung von Frankfurts damaligem Cheftrainer Horst Ehrmantraut im Jahr 1998 zum Eintracht-Vorstand ging und sagte: „Ich spiele nicht mehr, weil mich dieser Typ erwischt hat, als ich am Tiefpunkt war!“ Heutzutage würde er eine solche Tat nur noch für Trainer wie Xabi Alonso oder Horst Steffen tun, da der Trainer von Real Madrid und der Trainer von Werder Bremen großes Einfühlungsvermögen für ihre Spieler hegen.
„Völlig verändert“: Kritik am aktuellen deutschen Spielstil
Auch Brinkmann kritisierte die Entwicklung des deutschen Spielstils. Insbesondere die Möglichkeit, fünf Auswechslungen pro Spiel vorzunehmen, habe „das Spiel völlig verändert“, sagte er. Der ehemalige Offensive Lineman erklärt: „Wenn ich Trainer wäre, würde ich drei in die Offensive stellen und sie laufen lassen. Und dann würde ich noch drei weitere einsetzen, wenn sie müde würden.“
Er beklagt auch, dass viele deutsche Spieler zu berechenbar seien. Als positive Ausnahmen verwies er auf die Bayern-Profis Jamal Musiala, Joshua Kimmich und Lennart Karl. „Wenn man es nicht gemeinsam schafft, braucht man einen Einzelunterricht“, betont Brinkman. „Wir brauchen mehr Spieler wie Musiala. Wenn er den Ball hat, brennt es.“
Brinkman denkt an Hrubes: „Wir haben ihn nicht mehr“
Brinkmann findet es unverständlich, dass einige Experten die Flanken von Robin Goossens mit denen von Manny Kalz vergleichen, denn auch Deutschland braucht einen starken Center in der Nationalmannschaft. „Aber wir haben Horst Hrubes nicht mehr“, erklärt er und verweist auf die HSV-Legende, die in seiner aktiven Zeit als Kopfmonster bekannt wurde.
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Dass seine Karriere von Skandalen geprägt ist, stört Brinkmann überhaupt nicht. „Mitleid gehörte nicht unbedingt zu meinen Stärken“, sagt er. Wenn er seine Geschichte heute noch einmal neu schreiben könnte, würde er „wieder aufbegehren und wieder mit freiem Geist Fußball spielen.“ Doch nun hat er in seinem verrückten Leben andere Leidenschaften gefunden. Einen davon nennt er am Ende des Interviews – mit einem Augenzwinkern: „Jetzt gehe ich Longboarden!“
