Heute (11 Uhr) beginnt in der Wiener Stadthalle die Qualifikation für Österreichs größtes Tennisturnier. Bei den Erste Bank Open (2,74 Millionen Euro Preisgeld) sind ab Montag fünf Top-10-Spieler zu Gast, angeführt vom Weltranglistenzweiten Janic Sinner neben Alex Zverev, Alex Di Minor, Lorenzo Musetti und der letztjährigen Finalistin Karen Chatschano. Ein Klassenfeld, in dem lokale Vertreter derzeit nur eine untergeordnete Rolle spielen. Filip Misolic (ATP-Nr. 95) reiste als rot-weiß-rote Nummer eins in die Donaustadt, doch eine Wildcard sicherte ihm das Spielrecht nur im hochkarätigen Main Event. Sebastian Offner (140) gab sein Freiticket verletzungsbedingt zurück – für den Steirer darf sich Jurij Rodionov (155) über ein Fixticket für die ATP-500-Turnieraufstellung freuen. Lucas Neumayer (184) und dank einer Wildcard der zuletzt von Markus Hipfl trainierte Joel Schwarzler (244) versuchen sich zu qualifizieren.
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Ein Jahr nach dem Rücktritt von Dominik Thiem bietet der Vogelweidplatz den heimischen Fans eine Vitrine mit den derzeit besten Lokalmatadoren. Rodionov und Neumayer führten Österreich kürzlich zu einem überraschenden 3:2-Sieg über Ungarn im Achtelfinale des Davis Cups, wo sie am 19. November im Viertelfinale in Bologna auf Gastgeber und Titelverteidiger Italien treffen. Die Männer von Kapitän Jürgen Melzer sind in diesem Duell natürlich die Außenseiter – auch wenn Gerüchten zufolge Sinner (der heute im Finale des Six Kings Slam gegen Carlos Alcaraz antritt) den Italienern in diesem Jahr nicht zur Verfügung stehen wird. Aber unsere südlichen Nachbarn können auf acht weitere Top-100-Spieler zählen. Noch ist unklar, wen Melzer mit in die Emilia-Romagna nehmen wird, aber er wusste es bereits vor einem Monat: „Ich habe bereits ein klares Bild von meiner Mannschaft.“
Nun stellt sich die Frage, ob Melzer die Helden von Debrecen mit einer Nominierung für Bologna belohnen wird. Das scheint nicht weit hergeholt zu sein – Rodionov erlebte in diesem Herbst einen Leistungsschub, von dem er sich einige nicht erklären konnte, und hofft, dass er sein Niveau halten oder sogar steigern kann. Für den 26-Jährigen bietet Wien somit den idealen Rahmen, sein spielerisches Niveau unter Beweis zu stellen und in die erhofften Erfolge umzusetzen. Gleiches gilt für Misolic, der zuletzt fünf Auftaktniederlagen in Folge einsteckte und bei seinem dritten Auftritt in Wien nach 2022 und 2023 auf heimischem Boden wieder in die Erfolgsspur zurückkehren könnte. Das wird natürlich ein hilfreicher Motivationsschub für das Selbstvertrauen der Grazer und auch im Hinblick auf den Davis Cup sein.
Auch wenn die Österreicher in diesem Jahr nur eine vermeintliche Beilage zum leckeren Tennis-Hauptgang im Townhall sind, ist von der rot-weiß-roten Garde dennoch mit der einen oder anderen Überraschung zu rechnen. Vor allem auf der Wiener Bühne, dank der Fans, die für die Gegner des Österreichers mal laut werden können und in der Vergangenheit schon den ein oder anderen ÖTV-Spieler überrascht haben. Und eines ist klar: Jeder Erfolg, den Rodionov und seine Kollegen feiern können, ist ein Gewinn für die Zukunft des heimischen Tennissports.
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