Sie waren ein Prestigeprojekt der türkisblauen Bundesregierung, zugleich aber von Anfang an umstritten. Seit dem Schuljahr 2018/19 werden Kinder mit mangelnden Sprachkenntnissen häufig in separaten Deutsch-Förderklassen unterrichtet, während Fächer wie Sport oder Handwerk in einer echten Schulklasse absolviert werden. Nun sollen die strengen Auflagen gelockert werden: Am Mittwoch wird der Ministerrat eine Novelle beschließen, die den Schulen mehr Autonomie einräumt.
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Derzeit müssen Schulen für acht oder mehr Schüler mit unzureichenden Deutschkenntnissen Förderklassen einrichten; Das Sprachniveau wird mit dem sogenannten MIKA-D-Test ermittelt. Diese Kinder und Jugendlichen werden als außergewöhnliche Schüler aufgeführt; Im Jahr 2024/25 waren es etwa 50.000.
Viele Lehrer wollen ein einheitliches Deutsch fördern
Die türkis-grüne Bundesregierung hat 2020 eine groß angelegte Evaluierung des Modells gestartet und dabei knapp 700 Lehrer und Schulleitungen befragt. Zwei Jahre später wurden die Ergebnisse veröffentlicht – mit schlechten Noten für Sonderpädagogikklassen. Die strengen Vorschriften wurden oft kritisiert; Viele der Befragten befürworteten einen integrierten Deutschunterricht, also einen Unterricht im Regelunterricht. Dadurch gab es mehr Geld für die Hilfsklassen, aber keine größeren Verbesserungen.
Schulen dürfen künftig selbst entscheiden
Die türkis-rot-rosa Koalition schreibt nun „Weiterentwicklung“ in ihr Programm. „Angesichts der Zahl der Kinder, die immer noch nicht gut genug Deutsch sprechen, müssen wir feststellen, dass in den letzten Jahren nicht genug in der Förderung der deutschen Sprache getan wurde“, sagt Bildungsminister Christoph Wiederkehr. Den Schulen soll daher künftig die Wahlmöglichkeit zwischen dem bestehenden Konzept und einem eigenen, schulautonomen Modell eingeräumt werden, um auf die Bedürfnisse vor Ort einzugehen.
Susan Schwab von der Universität Wien, die eine laufende Umfrage zur deutschen Förderung durchführt, begrüßte die Reformpläne. Aus wissenschaftlicher Sicht „haben wir zum Förderunterricht der deutschen Sprache jetzt überhaupt nichts mehr zu sagen.“ Aus internationalen Beispielen wissen wir, dass Sprachtraining außerhalb des regulären Klassenzimmers Nachteile hat. Das Sprachenlernen gleicht einem Labor, es gibt keine gleichaltrigen sprachlichen Vorbilder und im Regelunterricht fühlen sich die Kinder ausgeschlossen. Auch in Österreich fehlen einheitliche Qualifikationskriterien für Lehrkräfte im Deutschunterricht. Schwab kritisiert außerdem, dass Kinder mit Deutschunterricht nicht auf die nächste Schulstufe aufsteigen können. „Wir sehen eine alternde Bevölkerung in den Klassenräumen und sehen uns zunehmend mit der Situation konfrontiert, dass junge Menschen das Ende ihrer Pflichtschulzeit erreichen, aber keinen Pflichtschulabschluss haben.“
„Der erste Schritt in die richtige Richtung“
Schwab sagt, die geplante Schulautonomie sei „ein erster Schritt in die richtige Richtung“. Bisher mussten Schulen „ein Konzept umsetzen, bei dem sie sich nicht sicher waren“. Umfragen haben zudem gezeigt, dass frühere Anforderungen aufgrund von Personal- oder Platzmangel oft nicht umgesetzt werden können. In Umfragen wünschen sich Lehrer eine „doppelte Besetzung“ im Unterricht, die auch eine Deutschförderung im Regelunterricht ermöglichen würde. Oft hört man auch den Wunsch nach einer besseren Mischung von Kindern mit unterschiedlichen Deutschkenntnissen. „Man sollte sich auch mit dem studentischen Machtmanagement auseinandersetzen“, appelliert Schwab an die Politik.
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