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Justizminister Sporer: „Kinder sollten erzogen und nicht eingesperrt werden“

    Justizminister Sporer: „Kinder sollten erzogen und nicht eingesperrt werden“

    Justizministerin Anna Spörer (SPÖ) hofft auf eine gemeinsame Entscheidung aller Parlamentsparteien mit der geplanten Einführung einer Bundesstaatsanwaltschaft, die künftig ohne Vorankündigung als oberste Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörde agieren und anstelle des Justizministers über Anklagen entscheiden soll. Für eine Änderung ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich. Sie wolle dem dreiköpfigen Gremium trotz der Kritik treu bleiben, sagte sie am Sonntag in der ORF-Pressestunde.

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    Die Bundesanwaltschaft müsse verhindern, dass in der Bevölkerung der Eindruck entsteht, „jemand kann etwas tun, weil er jemanden kennt oder über Vermögen verfügt“, betonte Sporer. Sporrer begründete die Tatsache, dass die Arbeit von drei statt nur einer, wie oft gefordert, von drei Personen ausgeführt werden sollte, damit, dass Menschen eher „Druck“ auf eine einzelne Person ausüben. Im aktuellen Konzept wird auch die Generalstaatsanwaltschaft ihren Platz haben, sozusagen die oberste Staatsanwaltschaft. Weitere Details wie die Zusammensetzung des Auswahlgremiums werden noch verhandelt.

    Gegen „schlechtes Gerede“.

    Sporer räumte ein, dass die Situation im Gefängnissystem „nicht ideal“ sei. Die Ausstattung der Gefängnisse ist seit vielen Jahren mangelhaft und muss aufgrund der Zunahme von Gewalt und organisierter Kriminalität weiter ausgebaut werden. Zugleich sprach sich Sporrer gegen „Unflätigkeiten“ aus. Es gibt genügend Stellen, aber wie überall sonst gibt es Probleme, genügend qualifiziertes Personal zu finden. Abhilfe erhofft sich Sporrer durch die Ausweitung elektronischer Fußfesseln, die nun mit einer zweijährigen Haftstrafe und bedingter Entlassung statt nur einem möglich sind.

    „Patriarchat tötet“

    Sporer sah die gesamte Gesellschaft in der Pflicht, Frauen vor Gewalt zu schützen. Nach 200 Jahren Aufklärung und Gleichheitsgrundsatz sei es eine „unerträgliche Situation“, dass Männer sich die Macht über das Leben von Frauen geben und über deren Lebensende entscheiden. „Das ist Patriarchat, und Patriarchat tötet.“

    Im kürzlich verabschiedeten Nationalen Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen sah Sporer „viele konkrete Maßnahmen“, etwa eine geplante elektronische Überwachung von Tätern, denen es per einstweiligen Verfügung untersagt sei, Kontakt zu ihren Opfern oder deren Kindern aufzunehmen. Sporrer verwies auch auf die Verschärfung des Waffenrechts, wonach unmittelbar nach Gewalt im sozialen Umfeld ein vorübergehendes Waffenverbot verhängt werden könne.

    Sporrer beabsichtigt, sich weiterhin für die Einführung der Konsenslehre in das Sexualstraftäterrecht einzusetzen. Derzeit sind Fälle bekannt, in denen das Opfer unter Schock steht oder aus Angst keinen Widerstand leisten kann. Das „Ja heißt ja“-Prinzip bedeute vor Gericht nicht, dass Angeklagte beweisen müssten, dass sie ordnungsgemäß gehandelt hätten, betonte sie. Doch der Fokus verändert sich. „Es ist wirklich das Selbstverständlichste auf der Welt, dass sexuelle Handlungen nicht gegen den Willen aller Beteiligten erfolgen sollten.“

    Abtreibung sollte aus dem Strafrecht gestrichen werden

    Wie Frauenministerin Eva-Maria Holzleiter will auch Sporer die Kampagne zur Legalisierung von Abtreibungen fortsetzen – sie sind derzeit grundsätzlich verboten, in den ersten drei Monaten jedoch straffrei. Es wird etwas kriminalisiert, das viele Frauen betrifft, und in der Praxis lehnen viele Ärzte Abtreibungen ab. Aufgrund der Skepsis der ÖVP sieht Spörer jedoch keine Mehrheit für eine Reform der Bundesregierung.

    In einer Debatte über den rechtswidrigen Freispruch von zehn Jugendlichen, denen sexuelle Handlungen mit einer Zwölfjährigen vorgeworfen wurden, warnte Sporer vor wenig hilfreicher Kritik an Gerichtsurteilen und Aufrufen von Politikern. „Dies untergräbt die Unabhängigkeit unserer Institutionen und der Justiz.“ Es gab Hasspostings gegen den Richter und Drohungen gegen seine Familie. Den Menschen im öffentlichen Dienst kann jedoch nicht vorgeworfen werden, dass ihnen das Ergebnis oder die politische Situation nicht gefällt. Die Politik sollte ein Vorbild für einen respektvollen Umgang miteinander sein.

    Gegen „Bildungseinrichtungen“ für die Jugend

    Sporrer hat nichts mit der Idee von Familienministerin Claudia Plakolm (ÖVP) zu tun, nach einem umstrittenen Beschluss „Bildungseinrichtungen“ für straffällige Jugendliche unter 14 Jahren einzurichten. Das Regierungsprogramm sieht den Ausbau sozialtherapeutischer Wohngemeinschaften für diese Gruppe vor, in denen künftig auch die Inhaftierung als Erziehungsmaßnahme möglich sein soll.

    Neben den geplanten Änderungen im Scheidungsrecht will Sporrer vor allem das Unterhaltsrecht so umgestalten, dass Frauen in „Hausfrauenehen“, die jahrelang ausschließlich oder überwiegend für Haushalt und Kinder sorgen und dadurch auf viele Jahre Einkommen und beruflichen Aufstieg verzichten, künftig besser geschützt werden können. Theoretisch will Sporer die umstrittene Schuldlehre nicht völlig „über Bord werfen“. Wenn die Arbeitsgruppenstruktur jedoch Ideen hat, wie die Wartung anders durchgeführt werden könnte, verlässt man diese gerne.

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