Am Sonntag um 4:07 Uhr landete der Teampilot mit deutlicher Verspätung auf der Landebahn in Wien-Schwechat. Die Maschine der Austrian Airlines startete mit nur zwei Stunden Verspätung. Das Original hatte viel Gepäck auf dem Plan und dazu gehörten nicht die drei Punkte beim 2:0-Sieg in Zypern. Daher die Entscheidung, die verschiedenen Koffer auszuladen und in Paphos zurückzulassen. Das hat Zeit gekostet und war eine Geduldsprobe. Rund drei Dutzend VIP-Mitreisende schliefen traurigerweise in Schwechat ein, nachdem sie merkten, dass sie vergeblich auf ihr Gepäck gewartet hatten.
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Die Gesichter der ÖFB-Spieler und -Betreuer, die an der Sicherheitskontrolle anstehen mussten, waren lang, als sich Bosnien-Herzegowina im direkten Duell am Dienstag im Heppel-Stadion mit einem Tor zum 3:1 gegen Rumänien das „Finale“ sicherte. Dies war ein kleiner Rückschlag, da Rumänien in der Begegnung bereits mit 1:0 in Führung lag und eine Niederlage gegen den bosnischen Punkt das Ticket Österreichs für die Weltmeisterschaft besiegelt hätte. Zu diesem Zeitpunkt kann man bereits mit absoluter Sicherheit vorhersagen, dass Österreichs Fußballfamilie in dieser Nacht bis zum Morgengrauen nicht schlafen kann – allerdings aus verschiedenen Gründen, nach einer spontanen Feier im „Partyflieger“.
Als ich ihn ruhig beobachtete, geschah ein kleines aufregendes Ereignis, das die Aufregung hätte dämpfen sollen. Das ÖFB-Team hat in Limassol seine Pflicht erfüllt. Es musste die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass Rumänien nicht in der Lage sein würde, Unterstützung zu leisten. ÖFB-Boss Josef Proll schlüpfte am Flughafen in Zypern in die Rolle des verbalen Cheerleaders und erinnerte genau daran: „Ich sehe keinen Grund, etwas Negatives zu sehen. Am Dienstag wird in Wien im großen Finale Freestyle gespielt. Ich bin völlig optimistisch, dass diese Mannschaft gegen Bosnien gewinnen oder zumindest unentschieden spielen wird.“
Eine dieser beiden Ergebnisvarianten ist nötig und Österreich wird nach 28-jähriger Durststrecke wieder bei der WM dabei sein. Im Falle einer ÖFB-Niederlage würde Bosnien den Österreichern im letzten Moment den Gruppensieg entreißen. Damit sind die WM-Träume der Rot-Weiß-Roten zwar nicht zu Ende, doch im März dürfte es möglicherweise einen harten Umweg über die Play-offs geben.
Österreich gegen Bosnien kann man als überzeugend verdientes „Finale“ bezeichnen. Beide Teams haben in der Qualifikation bisher nur einmal verloren – Edin Dzeko und Co. im Hinspiel in Zenica. Dem Team von Ralf Rangnik hingegen droht nun eine Last-Minute-Niederlage in Rumänien. Hätte das Spiel in Bukarest 0:0 geendet, wäre ein WM-Ticket aufgrund der deutlich besseren Tordifferenz nur theoretisch im Spiel gewesen.
Mit einem Vorsprung von zwei Punkten geht die Nationalmannschaft in den finalen Showdown. Hier macht das Gastspiel auf Zypern den Unterschied. Während Bosnien nach einer 2:0-Führung durch ein 2:2-Unentschieden zwei wertvolle Punkte verlor, gelang es Österreich, den Rückstand zu verkürzen. Auch deshalb ist eine Geschäftsreise nach Zypern als sportlicher Erfolg zu werten. „Es ist extrem schwierig, hier zu spielen. Es überrascht mich nicht, dass wir die einzige Mannschaft in der Gruppe waren, die in Zypern gewonnen hat, weil sie sehr aggressiv mit dem Ball umgehen, nie stehen bleiben, nie aufgeben“, sagte ein zufriedener Rangnik.
Marko Arnautovic wurde mit einem Doppelpack zum Differenzspieler. Am Spieltag führte der Teamchef ein langes Vier-Augen-Gespräch mit dem ÖFB-Rekordspieler, der nach sechs Toren gegen San Marino seine Bilanz nun auf acht Tore in sechs Qualifikationsspielen erhöht hat: „Ich habe ihm gesagt, dass er den Rest der Mannschaft beeinflusst, wenn er sich mit Energie bewegt.“ Darüber hinaus respektiert es auch andere. Gesagt, früher getan als getan. Rangnik gefiel vor allem die Arbeit des 36-Jährigen gegen den Ball.
„Ich freue mich über das Tor, aber noch mehr freue ich mich, dass wir gewonnen haben“, sagte Arnautovic, der hart für seinen WM-Traum kämpft und sichtlich die gute Energie aller Beteiligten – auch der Fans – zu schätzen wusste. Rund 1.700 mitgereisten Fans sorgten dafür, dass die Nationalmannschaft kein klassisches Auswärtsspiel erleben musste. „Ein dreistündiger Flug ist eine anstrengende Reise, daher ein großes Dankeschön an alle Fans. Es war wichtig, dass sie hier waren“, lobte Arnautovic.
Wie auch immer, am Dienstag wartet ein Hexenkessel. Neben dem österreichischen Publikum wird auch das berühmte bosnische Publikum ihr Team zum Gruppensieg inspirieren. Dass keine neuen Sperren hinzugekommen sind und man bis auf David Alaba auf eine personelle Vollbesetzung zurückgreifen kann, beruhigt das ÖFB-Lager. Rangnik glaubt, dass das Engagement des Kapitäns „nicht sehr real ist, weil er diese Woche kein einziges Mal auf dem Platz trainiert hat“.
Die Teamkollegen sind fest entschlossen, sich den Gruppensieg auch ohne den echten Star nicht nehmen zu lassen. Bei Romano Schmid dominiert die Vorfreude. „Es gibt schlimmere Situationen, als ein so entscheidendes Spiel vor ausverkauftem Stadion im Heppel-Stadion zu spielen“, sagt der Werder-Legionär, unterschätzt seinen Gegner aber keineswegs: „Bosnien ist eine sehr unbeliebte Mannschaft, die in Zweikämpfen richtig aggressiv wird. Ihre größte Stärke ist, dass sie zwei große Techniken haben, um zwei Bälle zu schlagen.“
Prol plädiert dafür, „sich immer nicht nur auf den Gegner zu konzentrieren“, sondern sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren: „Wir haben vor dem letzten Spiel zwei Punkte Vorsprung. Wir müssen uns daran erinnern und uns freuen, dass das Fußballfest nach Österreich kommt. Wir haben es selbst in der Hand. Es ist eine Ausgangslage, die vor so einem Spiel nicht besser sein könnte.“
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