Der ehemalige Politiker Peter Pilz wurde am Donnerstag in Wien in erster Instanz wegen Verleumdung schuldig gesprochen. In seinem Buch zum Tod des ehemaligen Justizministers Christian Pilnasek deutete er an, dass mehrere Spitzenbeamte im Auftrag der ÖVP versucht hätten, Einfluss auf die Ermittlungen zu nehmen und Vorgänge zu vertuschen. Laut Gericht muss Pilz insgesamt 57.000 Euro Schadensersatz zahlen. Dem Urteil zufolge wird das Buch selbst beschlagnahmt und das Urteil veröffentlicht.
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Völlig unbegründete Behauptungen
Im Vorfeld des erwarteten Urteils beteuerte die Rechtsvertretung der von dem Buch betroffenen Beamten noch einmal, dass die Vorwürfe völlig unbegründet seien und ohne journalistische Sorgfalt veröffentlicht worden seien. Für die begründete These, dass der Mord im Fall Pilnecek als Selbstmord begangen wurde, liegen keine Anhaltspunkte vor. Andererseits spricht alles für das, was der Gerichtssachverständige bereits dargelegt hat: „Es war ein einfacher Unfall.“ Der Hauptzeuge, Pilneceks früherer Partner, sei erneut „ein Paradebeispiel für einen völlig unzuverlässigen Zeugen“.
Wird die Passage falsch verwendet?
Pilz selbst ließ es sich nicht nehmen, vor der Gerichtsentscheidung abschließend Stellung zu nehmen. Insbesondere wies er darauf hin, dass der Kläger Passagen missbraucht habe, in denen es um die Möglichkeit eines Mordes gehe. Tatsächlich steht dort, dass ein Mord „nicht auszuschließen“ sei. Eines haben alle drei forensischen Gutachten jedoch gemeinsam: „Keiner von ihnen sieht sich in der Lage, dass es Selbstmord war.“ „Warum sollte ich Fragen stellen?“ Wollte Pilz wissen und wie erwartet antwortete er: Weil die Ermittler es nicht getan hätten.
Am Donnerstag wurden auch weitere Zeugen geladen, allen voran der „Cron“-Journalist Eric Vogel. Bei seiner Befragung durch den Richter schilderte er, wie er seit dem ersten Tag über Pilneceks Tod recherchiert habe. Ging man zunächst davon aus, dass es sich um Selbstmord handelte, hätte sich diese Meinung im Laufe der Recherche geändert. Vogl bestätigte auch, dass die ÖVP versucht habe, einen Teil der Berichterstattung „abzuschalten“. „Es funktioniert nicht“, sagte er.
Zweifel an Selbstmord
Befragt wurde auch eine Frau, die mit Pilneceks Ex-Partnerin zusammenlebte. Sie beschrieb, wie sie am Abend zuvor einen betrunkenen Abteilungsleiter in der Nähe von Tulane nach Hause gebracht hatte und wie sie am nächsten Tag das Verschwinden von Pilnecek und die Entdeckung seiner Leiche erlebte. Auch sie hätte – unter Berufung auf die Aussagen des Gemeindearztes und der Feuerwehrleute – zumindest vermutet, dass es sich um Selbstmord handelte.
Der Zeuge berichtete außerdem, dass Pilnaseks ehemalige Lebensgefährtin Kontakt zu Kartenlesern und Wahrsagern aufgenommen habe, die ebenfalls Zweifel an den Umständen seines Todes geäußert hätten. „Es hat so eine verrückte Dynamik angenommen“, beschrieb sie während ihres Interviews. Doch sie selbst glaubt nicht an solche speziellen Methoden. Und auch im weiteren Umfeld der Frauen gab es viele Spekulationen und Verschwörungstheorien.
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