Andrich wurde in Leverkusen zum Anführer. Foto: IMAGO / HMB-Media
„Scheiße auf den Fußball“: Kommt „Prügelknabe“ Andric zur WM?
Natürlich kennt Robert Andrich die Fallstricke des Geschäftslebens. Der 31-Jährige weiß bereits, wie schnell es im Fußball bergauf, bergab und wieder bergauf gehen kann. Vor allem wegen seiner ersten Erfahrungen als Kapitän von Bayer Leverkusen, die, wie er jetzt unumwunden zugibt, nicht so einfach waren.
Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass Andric seit seinem persönlichen Fehlstart und seinem DFB-Sturz immer mehr in eine Führungsrolle hineingewachsen ist. Bezüglich der vergangenen Wochen sprach der 19-fache Nationalspieler von Phasen, „die ich durchmachen musste“. Nun, fügte Andric schmunzelnd hinzu, habe er immerhin „alles im Fußball mitgemacht“.
Robert Andrich arbeitet derzeit bei Bayer Leverkusen
Mittlerweile hat der wortgewandte, oft auch als „Prügelknabe“ bezeichnete, Lacher wieder richtig Spaß: Andric hat sich zum unverzichtbaren Anführer der Werkself entwickelt – und neue Hoffnung auf die WM 2026 geschöpft. Vor ein paar Wochen sah es noch düsterer aus: Andric, der im Sommer vom schnell entlassenen Erik ten Hag zum Kapitän ernannt wurde, wurde inmitten der turbulenten Umbrüche im Rheinland zweimal vom Platz gestellt, wobei Fragen nach seiner Führungstauglichkeit gestellt wurden.
„Das Schlimmste am Fußball ist, dass man das Gefühl hat, dass alles, was man bisher gemacht hat, plötzlich vorbei ist und alle plötzlich negativ eingestellt sind“, sagte Andric. Und während es ihn in gewisser Weise störte, dass er beinahe vergessen zu haben schien, wie er mit Bayer das Double gewann und bei der Heim-EM 2024 im DFB-Trikot überzeugte, äußerte er sich selbstkritisch.
Der neue Trainer Kasper Hülmand lobt Kapitän Andric
Als neuer Kapitän möchte man „vielleicht sogar zu viel machen, und manchmal ist das nicht gut“, erklärte er. Das Ergebnis? Andric wurde mehrfach gesperrt, verlor seinen Stammplatz und wurde zuletzt erstmals seit seinem DFB-Debüt im Herbst 2023 nicht mehr für Länderspiele aufgeboten. Als eine Art „Libero“ hat sich der Mann mit der markanten Mähne gewehrt.
Andrich hatte, wie Leverkusens Trainer Kasper Hülmand bestätigte, einen „großartigen Monat“. Ins Bild passt, dass der gelernte Mittelfeldspieler, der auf verschiedenen Positionen, vor allem aber als Defensivführer überzeugte, zuletzt im Derby gegen den 1. FC Köln zum ersten Mal in dieser Saison traf. „Er zeigt, dass er ein Anführer ist“, betonte Hülmand.
Kontaktieren Sie Nagelsmann? Andric macht eine Ankündigung zur Weltmeisterschaft
„All diese Medien“ waren auf ihn gerichtet, „die Kapitänsbinde hier, die Kapitänsbinde da“, sagte Andric, dessen Vielseitigkeit am Samstag (18.30 Uhr/Sky) wegen der Abwesenheit von Ibrahim Maza (Afrika-Cup) und Jarel Quansach (Sperre) auch gegen RB Leipzig gefragt sein wird: Es sei „absolut in Ordnung“, dass Leute ausgewählt wurden, „die vielleicht schon lange dabei sind“. Jetzt sei er immer noch „froh, dass es in den letzten Wochen so gut gelaufen ist.“
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Bleibt nur noch die Frage nach der Nationalmannschaft. Mit Bundestrainer Julian Nagelsmann habe er noch nicht gesprochen, weil er „wieder in meinen Rhythmus kommen“ wolle. Doch für Nagelsmann sei es „wichtig, dass ich Woche für Woche auf dem Platz stehe“, sagte Andrich – und fügte mit Blick auf die WM hinzu: „Dann werden wir sehen, auf welcher Position und in welcher Form ich dabei sein möchte“. (sid/lam)
