Nach dem Anzugskandal bei der WM gab es für Norwegens Skispringer keine größeren Konsequenzen. Trotz vieler Proteste wuchs das Gras diesbezüglich im Sommer nur bedingt. Vor allem Marius Lindvik schlug nach den kritischen Worten des Weltcup-Gesamtsiegers Daniel Tschoffenig zurück. Vor dem Start schlägt das ÖSV-Team nun versöhnliche Töne an.
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Laut Andreas Wiedhölzl ist der Anzugskandal im österreichischen Team „kein Thema mehr“. „Im Grunde ist es für mich vorbei. Die Jury hat sich damit befasst, die Strafe wurde ausgesprochen. Aber ich finde es auch wichtig, dass der Norweger wieder dabei ist, weil es eine wichtige Nation für das Skispringen ist“, sagte Österreichs Cheftrainer gegenüber der APA.
„Er ist vergessen“
„Es war ein Fehler, es war Scheiße, aber für mich ist es vergessen“, sagte Stefan Kraft. Auf ein Wiedersehen mit den Norwegern in Lillehammer freut er sich aber nicht. „Sie werden nicht meine besten Freunde sein, aber natürlich können sie wieder auftauchen und sich wieder verbinden, das ist sicher.“ Jan Hørle äußerte sich ähnlich: „Es ist gut, dass sie zurückkommen. Wir brauchen die norwegische Nation“, sagte Hørle. „Man muss fair kämpfen, sie werden es jetzt sicher tun, jetzt werden sie sowieso auf dem Deckel getötet.“
Nachdem eine fünfmonatige FIS-Untersuchung keine Hinweise auf eine Beteiligung von Springern ergab, werden Lindvik und Johan Andre Forfang am Freitag zum Start des Weltcups zurückkehren. Beide wurden wegen mangelnder Sorgfaltspflicht für drei Monate gesperrt. Auch ihre WM-Medaillen durften sie behalten. Nicht jeder versteht einen weichen Satz. „Das Ergebnis hat in unserem Sport stark an Glaubwürdigkeit verloren. Ich weiß nicht, ob wir diese durch die Aufwertung wieder zurückgewonnen haben, was ich für sehr zweifelhaft halte“, sagte der deutsche Spitzenspringer Andreas Wellinger.
Auch Tschofenig sah in einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung die Norweger nicht als unschuldig an. „Die Norweger versuchen es hochzuspielen, aber sie wussten es. Darin sind wir uns alle ziemlich einig und ich glaube nicht, dass das stimmt“, sagte Tshofenig im September. „Sie haben den gesamten Skisprungsport diskreditiert und so getan, als wären sie die Opfer der ganzen Sache. Aber es ist der ganze Skisprungsport.“
Die Kärntner schlugen im Vorfeld des Olympiawinters wieder ruhigere Töne an. Ein Rückwagen aus Norwegen, vermutlich an Tshofenig adressiert, traf noch ein. „Die Leute, die jetzt am lautesten schreien, sind meiner Meinung nach diejenigen, die selbst am schlimmsten waren“, sagte Lindvik der norwegischen Zeitung Dagbladet.
Neue Regeln
Als Reaktion auf den WM-Skandal hat der Weltverband FIS strengere Inhaltskontrollen und neue Regeln beschlossen. Ein Athlet, der wegen eines Verstoßes gegen die Ausrüstung disqualifiziert wird, erhält nun eine gelbe Karte. Weitere Verstöße führen zu einer roten Karte und einer Sperre für den folgenden Wettbewerb. Auch bei den Kontrollen setzt FIS auf moderne Standards und neue Spezifikationen bei Anzügen.
Neuer Controller ist der Österreicher Jürgen Winkler. Unterstützt wird er vom ehemaligen ÖSV-Skispringer Matthias Haefele, der zuletzt für den polnischen Skiverband tätig war. „Das neue Führungsteam hat es beim Sommer-Grand-Prix sehr gut gemacht, sehr eng“, lobte Kraft. „Es gibt keine Ausnahmen, keine Ausrutscher, alles ist schwarz auf weiß. Man kann sich wirklich nichts leisten.“
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