Wer hat, hat. Im Jahr 2024 betrug die Parteienfinanzierung in Österreich 270 Millionen Euro, in Deutschland waren es dagegen nur 220 Millionen Euro, also das Neunfache der Einwohnerzahl. Das bedeutet, dass sich die Gemeinden vor Ort mehr leisten können. AfD-Vertreter prahlten schon vor Jahren mit den Kommunikationsmöglichkeiten der FPÖ. In der Hoffnung auf die Kanzlerin präsentierte er Anfang 2025 sein eigenes Medienhaus: 1,5 Millionen Abonnenten auf Facebook plus Instagram (300.000), TikTok (80.000), Telegram (70.000), X (30.000), WhatsApp (23.000). Dazu kommen 200.000 Newsletter-Empfänger, 30.000 Podcast-Aufrufe pro Monat und vor allem 240.000 Abonnenten des YouTube-Kanals FPÖ TV. Das 2012 gegründete Ofer ist das zentrale Organ der Partei. Von 2022 bis 2024 hat es 80 Millionen Videoaufrufe erhalten.
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Viele der in Präsentationen von Medienunternehmen genannten Zahlen stammen aus eigenen Angaben, scheinen jedoch aufgrund selektiver Gegenprüfungen völlig zuverlässig zu sein. Der Politikberater Thomas Hofer recherchierte für sein Buch zur Nationalratswahl, dass die FPÖ auf diese Weise mehr als die Hälfte ihrer Wähler direkt erreichen konnte. Generalsekretär Christian Hafenaker sagte über die 2,4 Millionen Bürger: „Das ist einzigartig in der Parteienlandschaft und sollte den Mainstream-Medien Anlass zum Nachdenken geben.“
Bis Montagnachmittag hatten 5.000 Menschen zugesehen
Nicht nur das. Im vergangenen Jahr hielt SPÖ-Klubobmann Philipp Kucher vor dem Nationalrat eine provokante Rede gegen FPÖ-TV: „Herbert Kickel werden dann ganz schwierige Fragen gestellt: Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs? Was macht Sie so einzigartig?“ Deshalb sagt Kuchar heute: „Das war unser Versprechen, als wir in die Regierung kamen: dass wir die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen würden.“ Dies ist ab Minute 2:25 im wöchentlichen Rückblick auf den neuen YouTube-Kanal der Sozialdemokraten, SPÖ eins, zu sehen. Sein erstes Magazin mit Artikeln gegen hohe Bankgewinne, gegen Mietwucher und für den eigenen Parteisender überschritt am Montagnachmittag die 5.000-Abruf-Grenze.
Auch wenn das FPÖ-Fernsehen längst weitergezogen ist, scheint das inakzeptable blaue Vorbild für das rote Fernsehen nicht eindeutig zu sein. Acht Minuten wöchentlicher Rezensionen im Querformat wirken neben hochformatigen „Kurzfilmen“ der Meinungsführer veraltet. Solche technischen und formalen Rahmenbedingungen sind ein Kritikpunkt an neuen Sendern. Denn sie funktionieren am besten durch Polarisierung, Boulevardisierung und Verkürzung – die natürlichen Feinde der demokratisch bestimmten Verfahrensträgheit der Politik. Ein weiteres Anliegen ist die Vermeidung von kritischem Journalismus. Die FPÖ vermeidet es zunehmend in ihren eigenen Fernsehstudios. Deshalb betont SPÖ-Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim: „Wir sind kein Ersatz für unsere Medienlandschaft.“ Noch nicht bei 1500 Abonnements 18 Stunden nach dem Start.
Die alten Parteimedien sind verloren
Aber Red Communications erlebt einen digitalen Aufholprozess. Im Jahr 2016, auf dem Höhepunkt des Hypes um FPÖ-nahe Websites wie Unzensuriert.at, gründeten Mitarbeiter des SPÖ-Parlamentsklubs „contrast.at“, ein angesehenes und reichweitenstarkes Online-Magazin. ÖVP (Zur-Sache.at), Neos (Materie.at) und Grüne (Freda-Magazin.at) folgten mit weniger Erfolg. Im Jahr 2020 wurde „Nue Zeit“ auch digital vom Leykam Verlag wiederbelebt. Dieser 2001 auf dem Papier begrabene sozialdemokratische Titel führt zu einem grundsätzlichen Problem bei der digitalen Wiederbelebung der Parteiorgane: Ihre letzten Druckvertreter waren KTZ der 2010 privatisierten und 2014 verblassten SPÖ Kärnten und im Jahr 2003 das Volksblatt der UVP.
Trotz großer Presseunterstützung konnte ihr Geschäftsmodell nicht gerettet werden. Im Jahr 1955 hatten Parteititel eine tägliche Auflage von 664.000 Exemplaren, unabhängige Zeitungen nur 585.000 Exemplare. 1960, ein Jahr nach der Wiedereinführung der „Krone“, stieg die Flut gegen sie von 481.000 auf 989.000. 1982 machten sie nur 17 Prozent der Gesamtauflage aus, waren aber immer noch acht von 18 journalistischen Einheiten. Um Kritik an der Parteienfinanzierung zu verhindern, wurde 1975 die Presseförderung geschaffen, die sich auch im Nachbarschaftsgesetzblatt etablierte, aber auch zu einem lebensverlängernden Instrument unökonomischer Gesinnungen wurde.
Seitdem haben sich die ursprünglich ähnlichen Subventionen für Politik und Presse geändert. Im Jahr 2014 270 Millionen Euro für Parteien im Vergleich zu 80 Millionen Euro für Medien. 55 Millionen zusätzliche Fördermittel dafür im Jahr 2026. Unterdessen hat der Bund seine Werbung in Österreichs Medien im ersten Halbjahr 2025 um ein Sechstel des Vorjahreswerts reduziert – von 18,7 auf 3,2 Millionen Euro. Sparen ist überall beliebt. Die meisten Medienunternehmen bauen in diesem Herbst ihren Personalbestand um fünf Prozent ab, vor allem im redaktionellen Bereich.
Mitten in dieser Krise wird Journalismus auf Kosten der Parteigelder produziert. Ironischerweise von den Sozialdemokraten, deren Vorsitzender Andreas Babler auch Medienminister ist. Als ServusTV ihn fragt, wie viel eine SPÖ kostet, sagt er „Ich habe keine Ahnung“ und verweist ihn auf die Kommunikationsabteilung. Aber das sagt nichts darüber aus. Das tut auch die FPÖ mit ihrem Kanal.
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