Die deutsche Aimee von Pereira jubelt bei der Handball-Weltmeisterschaft. Foto: IMAGO/Eibner
Trainer nennt sie „Kriegerin“: Hamburgerin beeindruckt bei Handball-Weltmeisterschaft
Mit einem breiten Lächeln versuchte Aimé von Pereira ihre Unsicherheit im Interviewbereich zu verbergen. An die vielen Mikrofone und Kameras muss sich der WM-Debütant aus Hamburg noch gewöhnen. „Ich bin ein Mensch, der manchmal gerne drückt“, sagte der Handballnationalspieler nach einem weiteren großen Sieg gegen die Färöer.
Vier Spiele, vier Siege. Das DHB-Team öffnete die Tür zum Viertelfinale. In der zweiten Hauptrunde am Donnerstag (18:00 Uhr/Sporteurope.TV) gegen Montenegro reicht ein Unentschieden für den vorzeitigen Einzug in die Ausscheidungen. Ein Sieg würde bereits den Gruppensieg sichern. „Wir wollen am Boden bleiben, weil es gut für uns ist. Wir schauen einfach auf unser Spiel und träumen nicht“, erklärte Trainer Markus Gaugisch.
Aimé von Pereira ist ein Defensivspezialist
Von Pereira hatte entscheidenden Anteil daran, dass die deutsche Mannschaft ihrer ersten WM-Medaille seit 2007 immer näher kam. Vor den Mikrofonen immer noch schüchtern, beim 36:26-Sieg gegen die Färöer unglaublich präsent und mit dem nötigen Mut. Die 25-Jährige mit einem Vater portugiesischer Wurzeln und einer ghanaischen Mutter identifiziert sich voll und ganz mit ihrer Rolle als Defensivspezialistin – sie blockt, hält fest und hat keine Angst vor einem Schuss.
„Mein oberstes Ziel ist, dass sie nicht mehr den Drang verspüren, mich anzugreifen, weil es weh tut“, beschrieb von Pereira seine Spielphilosophie. Gaugish nennt seine WM-Entdeckung gerne einen „Krieger“.
Pereira tut dem DHB-Team gut. Aus handballischer und emotionaler Sicht. „Sie kann ein Team mitnehmen und einen Raum in Brand setzen. Sie ist ein echtes Kraftpaket“, beschrieb Gaugish ihren Mehrwert.
Einst Talent beim Buxtehuder SV, heute Handballstar in Kopenhagen
Dass von Pereira erst im März ihr Debüt für das DHB-Team gab, liegt daran, dass die gebürtige Hamburgerin, die 2017 mit Buxtehuder Schw die Deutsche Jugendmeisterschaft gewann, lange Zeit unter dem Radar spielte. „Ein fantastischer Verteidiger zu sein, kommt nicht oft vor“, erklärte Gaugish. Seit 2019 spielt von Pereira auch im Ausland, derzeit in Kopenhagen.
„Als junges Talent wurde ich dort richtig in die Enge getrieben. Nach dem Motto: Sie sind schneller, sie sind stärker, sie sind schlauer. Probieren Sie aus, was Sie können“, erinnert sich von Pereira, die eine Zwillingsschwester hat, an die Anfangszeit. Der Wirtschaftsingenieur-Student ist bereits angekommen, fühlt sich wie „halber Däne“ und ist mit einer Dänin verlobt.
Aimee von Pereira ist mit einer Dänin verlobt
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Auch von Pereira hat einen festen Platz im deutschen WM-Kader. Kaum jemand lacht so viel, ist laut und gleichzeitig ein Perfektionist wie die Debütantin. „Sie lebt ihren Job als Handballspielerin, mit dem sie sich hundertprozentig identifiziert. Außerdem will sie viel wissen, was für mich als Trainerin super befriedigend ist. Sie neckt mich mit Fragen – im positiven Sinne. Es gibt eine ständige Kommunikation“, berichtete Gaugish.
Von Pereira beschreibt sich selbst als einen positiven, aber realistischen Menschen. „Ich bin ein bisschen ein Morgenmensch und brauche zu Beginn des Tages etwas Zeit. Das Lächeln kommt zur Mittagszeit“, sagte der 25-Jährige. Früh genug, um sich auf die WM-Spiele einzustimmen. Denn sowohl gegen Montenegro am Donnerstag als auch gegen Spanien am Samstag dürfte die DHB-Auswahl nicht vor 18 Uhr starten. (dpa)
